Pressemitteilung der a|e GALERIE

Reihe Städteporträts / 7 / Beirut
Vernissage: Freitag 2. Februar 2018 um 19 Uhr

Finissage: 9. März 2018 von 18 bis 21 Uhr mit libanesischen Filmen


Fotografien von K.T.Blumberg, Angelika E.,
Ernst J. Petras, Kathi Sarue, Marwan Tahtah, Uwe Topper
und das französische Künstlerkollektiv Jungleeye

Extreme Kontraste im Stadtbild, nur wenige Meter voneinander entfernt, sind typisch für die libanesische Stadt Beirut mit ihren knapp 2 Millionen Einwohnern und 18 Religionsgemeinschaften! Glitzernde Glasfassaden gigantischer Gebäude findet man im Zentrum unmittelbar neben Wandruinen oder Bunker, Relikte des 15-jährigen Bürgerkriegs (1975-1990). Wer in der Downtown Gegend wie, wie hoch und und mit welchen Investoren arbeitet, bestimmt allein SOLIDERE und seine „Star-Alliance“ internationaler Architekten seit 1994. (1) Marwan Tahtah aus Beirut dokumentiert in einer Serie das Ergebnis eines unkontrollierten, neoliberalen Baubooms. K.T.Blumberg ist eigens für diese Ausstellung im September 2017 nach Beirut gereist, angeregt von Angelika Euchners Exkursion im Frühjahr 2017. Besonders die Schnittstellen entlang der „Green Line“, die im Bürgerkrieg den westlichen, arabischen Teil von den östlichen, christlich geprägten Stadtvierteln trennte, hat sie in ihren Fokus genommen. Der Platz der Märtyrer, einst palmenumsäumt und belebt, ist seit 1990 ein ödes und steriles Brachland geworden. Ein wunderbar illuminierter Weih- nachtsbaum, wie ihn Ernst J. Petras fotografiert hat, kann darüber nicht hinwegtäuschen. Der Bildhauer und seine Frau Kathi Sarue lebten in Beirut von 2009 bis 2011. Ihr arbeitsintensives Leben liess nur wenig Zeit für urbane „Fotosafaris.“ Umso beeindruckender sind ihre Schnappschüsse vom bisweilen chaotischen arabischen Alltag: Ein Lastwagenwrack mit Ölkanistern scheint unbeweglich herumzu-stehen und ist am nächsten Tag verschwunden. Die Gebäude aus der Zeit des französischen Protektorats zeugen noch vom Bild des einstigen „Paris des Nahen Ostens“ wie Beirut vor dem Bürgerkrieg bezeichnet wurde. Sie erinnern durchaus an Paris, mehr noch an die mediterranen Städte Marseille oder Genua. Kathi Sarue hat vor allem die verlassenen Beachclubs im Süden Beiruts fotografiert. In der Nähe des Flughafens befindet sich das Armenviertel Saint-Simone, welches Marwan Tahtah dank einer Unterstützung des Goethe Instituts aufnehmen konnte. Noch elender geht es zu im Stadtviertel Burj El Barajneh mit geschätzten 25.000 Einwohnern. Hier leben viele palästinensische Flüchtlinge seit 1948, seit der Gründung des Staates Israel und die Flüchtlinge aus Syrien. Medico International e.V. arbeitet dort mit der NGO Amel zusammen. Das ermöglichte mir den Kontakt zum französischen Künstlerkollektiv „Jungleye“. Sie leiten in ihren workshops die Bewohner an, ihre miserable Lebenssituation zu dokumentieren. Uwe Topper aus Potsdam hat die letzten Schritte des Präsidenten Rafik Hariri als verewigte Fussabdrücke unweit des Parlaments festgehalten. Er wurde mit 22 Begleitpersonen neben dem Hotel Saint-George Opfer eines Attentats im Februar 2005. Genau an diesem Hotel prangt heute ein Banner mit „Stop Solidere“. Der Besitzer kämpft wie ein David gegen Goliath gegen die gigantische Stadterneuerung.
Ende Januar 2018, Dr. Angelika Euchner

(1) SOLIDERE ist ein Akronym für Société libanaise pour le développement et la reconstruction de Beyrouth. Die Gesellschaft wurde 1994 gegründet mit einer Aufsichtsbe-hörde, die rigoros vorschreibt, wie die Gestaltung in downtown auf einem Areal von 200 Hektar auszusehen hat. Die ehemaligen Wohungs-und Hausbesitzer, Leidtragende des Bürgerkriegs, wurden mit Aktienanteilen abgespeist, die weit unter ihrem tatsächlichen Marktwert liegen. Die Fotografin Randa Mirza (geb. 1978) hat sich diesem „BEIRUTOPIA“ verschrieben und großformatige Werbeplakate zukünftiger Bauvorhaben vor Ort so festgehalten, dass man sie im Kontext von noch schmuddligem Bauland mit abgeleichtem Müll oder Baumaterial sieht. Zur Zeit sind ihre Arbeiten im Sursock Museum, Beirut, zu bestaunen. Ein lokaler Architekt beschreibt dontown wie folgt: „ There is none of the chaos and energy that defines Beirut. It just doesn't feel Lebanese any more.“

Ausstellungsdauer: 3.2. bis 9.3.2018
Mi – Fr 15 – 19 Uhr und Sa 12 – 16 Uhr

a|e GALERIE
Charlottenstrasse 13
14467 Potsdam
aeuchner@mail.de 0178-6028210 und Galeriebüro: 030-8034935

FÜR DIE PRESSE KÖNNEN GERNE KURZFRISTIG TERMINE VEREINBART WERDEN.

Und in der Nachbarschaft der Galerie lohnen Besuche in der Galerie Ruhnke. Hier zeigen Jo Enzweiler, Reinhard Haverkamp und Stefan Sprenker ihre Werke bis 25.2.2018 www.galerie-ruhnke.de Charlottenstr. 122 und im Potsdamer Kunstverein werden zwei Künstlerbücher und aktuelle Arbeiten von F. Heinze, A. Hüneke und O. Wegewitz ausgestellt bis 2. April 2018. Charlottenstrasse 121