Pressemitteilung der a|e GALERIE

Chaos >> Ordnung >> System
Malerei, Grafik, Assemblage, Fotografie, Installation

Vernissage: Freitag, 1. März 2019 von 19 bis 22 Uhr

Ina Abuschenko- Matwejewa, Jan Beumelburg, Birgit Cauer,
Beate Hoffmeister, Nikos Kalaitzis, Katrin von Lehmann,
Ernst J. Petras und Ursus Wehrli


Chaos bezeichnet die gähnende Leere, den Urgrund im Griechischen. So fängt es an bei Hesiod. In seiner "Theogonia" lässt er daraus die Götter und die Welt entstehen. Nikos Kalaitzis interpretiert das Thema in seiner 2-teiligen Arbeit "Steam" als Seelenzustände. Vor feurigem Grund explodieren Goldfunken, die für Unruhe stehen. Daraus formiert sich allmählich ein Strom der Harmonie. In der Genesis wird die Schöpfung als Werk eines Gottes aus dem Chaos heraus gesehen. Adam und Eva sind nackt, brauchen weder Kleider oder Kleiderschränke. Auch keine Leitzordner für den Papierkram. Diesen verwandelt Jan Beumelburg in einen Nistkasten für seine Vogelordnung. Auf einer Fotografie benutzt er die Leitz'sche Erfindung, um den Betrachter humorvoll aufzufordern, mehr Leben in die eigene Ordnung zu bringen. Der frei gewordene Parkplatz im Schnee verweist auf notwendige Ordnung aufgrund zu vieler PKWs. Im Spannungsfeld von Chaos >> Ordnung >> System bewegen sich acht Künstler und Künstlerinnen in der aktuellen Ausstellung und vermitteln uns durch ihre sinnlich erfahrbaren Werke Denkanstösse. Ina Abuschenko-Matwejewa hat sich mit den Schriften von Giordano Bruno auseinandergesetzt. Entstanden ist "Complicatio"als eine Hommage an ihn. Der Mathematiker und Philosoph war überzeugt, dass es kein begrenztes All geben könne, sondern ein unendliches, von der göttlichen Macht erschaf-fenes, weil es auch in der Mathematik keine Endlichkeit gibt. In "Complicatio" werden blaue Papierteilchen zu "plicatio"/Faltung und führen zur unendlichen "explicatio". Eine Installation von Abuschenko im Souterrain mit ausgelegten "Kiefernadeln" veranschaulicht diese Überlegungen. Birgit Cauer und Katrin von Lehmann sind die Künstler-Forscherinnen unter den Kreativen. Sie arbeiten inter-disziplinär. Die Bildhauerin Cauer beschäftigt sich schon seit mehreren Jahren intensiv mit offenen, also lebendigen Systemen und unterwirft sie wissenschaftlichen Ordnungs-systemen. Sie zerlegt Kiefernzweige in ihre Bestandteile, sortiert sie nach ihrer Größe oder visualisiert das Fließ-gleichgewicht der in die Nadeln ein- und ausströmenden Stoffe. Katrin von Lehmann interessiert besonders das Experiment und sein innewohnendes Potential, die komplexen, chaotisch anmutenden Prozesse in den Lebenswissenschaften zu er-klären. Unerforschtes wird in einer experimentellen Anord-nung sichtbar gemacht. In den Serien ‘Proxy’(Stellvertreter) bezieht sie sich auf das Ergebnis des Human-Genom-Projekts von 2003. Entgegen des damaligen Wissensstandes sind die Gene nun doch nicht für den genetischen Prozess hauptverantwortlich. In einem sich verdichtendem, zeich-nerischen Procedere umkreist sie Leerstellen und sucht nach neuen Zusammenhängen. Beate Hoffmeisters vierteilige Arbeit von 2002 thematisiert das ganze Spannungsfeld: "Chaos – Origin – Order". Konfetti aus gestanztem Telefonbuchpapier stehen für den Urzu-stand. Am Ende der Reihe erkennen wir das Lochkarten-system. Hoffmeister sieht Chaos und Ordnung als treibende Kraft für den Fortschritt. Dabei spielt die Rückbesinnung auf das "Original", die Natur eine Rolle. Ursus Wehrli aus Zürich räumt rigoros auf, sogar dort, wo es gar nicht nötig wäre: Im Freibad wird alles nach Farben und Formen sortiert. Die Sterne im Kosmos aufgereiht. Sehr präzise und perfekt, wie wir das von einem Schweizer fast klischeehaft erwarten. Ernst J. Petras lebte von 2009 bis 2011 in Beirut. Die im Nahen Osten vorherrschenden chaotischen Verhältnisse haben ihn als Bildhauer angeregt, als ordnende Form das Quadrat und den Würfel zu wählen. Schmale, weiße Quadrate türmen sich in seinen Stahlskulpturen über-einander und scheinen sich der strengen Anordnung wieder zu entziehen und sich aufzulösen. "Aufgabe der Kunst ist es, Chaos in die Ordnung zu bringen,
um damit die Ordnung der Gesellschaft als chaotisch zu entlarven."
Th. W. Adorno aus Minima moralia



Text: Angelika Euchner, Birgit Cauer, Katrin von Lehmann

Ort: a|e GALERIE
Charlottenstrasse 13
14467 Potsdam

Ausstellungsdauer: 2. März bis 13. April 2019

geöffnet Samstag 12 – 16 Uhr und nach Vereinbarung

und nach Vereinbarung
aeuchner@mail.de 0178-6028210 und Galeriebüro: 030-8034935


Hinweise:
In Berlin zeigt die a|e GALERIE
"Beirut – Stadt der Extreme"
Fotografien von K.T. Blumberg, Fouad Elkoury,
Ernst J. Petras, Kathie Sarue und Marwan Tahtah.

Bis 31. März 2019
in der Deutsch-Arabischen Freundschaftsgesellschaft
www.dafg.eu


Preview in der a|e GALERIE
"B – A – P Berlin - Athen – Potsdam" (Arbeitstitel)
Ausstellung mit 5 griechischen Künstlern:
David Benforado, Androniki Chila, Gösta Hellner,
Sifis Lykakis und Manolis Tsafos

Vernissage Freitag 3. Mai von 19 bis 21 Uhr
Ausstellung 4. Mai bis 13. Juni 2019
geschlossen: 30. Mai Christi Himmelfahrt