Reihe Städteporträts des Nahen und Mittleren
Osten/8/ Teheran und Isfahan
Fotografien von
Wolf Beyer, Klaus D. Fahlbusch, Beatrice Minda,
Hamid Sadighi Neiriz, Nicoletta Torcelli
Vernissage 17 bis 22 Uhr
In der Reihe Städteporträts des Nahen und Mittleren Osten ist es die 8. Ausstellung, die sich diesmal Teheran (Tehran), Isfahan (Esfahan) und Umgebung widmet.
Ein Straßenfeger betätigt sich als Friseur und schneidet einem älteren Mann die Haare. Vor der Ali Moschee in Isfahan hat die beiden Hamid Sadighi Neiriz fotografiert. Auf einer Bank trocknen die Kleider eines Mannes, der sich ganz ungeniert anzieht. In Teheran ist ein Orangenverkäufer an eine Wand gelehnt neben seiner Ware eingenickt. Diese drei Motive sind die ältesten Aufnahmen in der Ausstellung, 1974 entstanden, Originalabzüge auf Kodakpapier. Hamid Sadighi Neiriz richtete seinen Blick auf diese friedlichen Alltagsszenen unter dem Regime des Schah Mohammad Reza Pahlevi. Hamid Sadighi wurde 1947 in Teheran geboren und verließ als 17-Jähriger sein Land. An der Hochschule für Bildende Künste in Berlin hat er Malerei studiert. Seine große Vorliebe für die Webkunst der Kilims führten u.a. zur Gründung seiner Galerie Neiriz am Kurfürstendamm mit außereuropäischer Kunst, die er bis zur Schließung im Sommer 2014 über dreißig Jahre sehr erfolgreich betrieben hatte.
Klaus D. Fahlbusch kennt sich als ausgebildeter Meteorloge mit der Wetterlage seiner von ihm porträtierten Menschen aus. Er begegnet ihnen mit Respekt und Empathie. Über 90 Länder hat er bereits bereist, mit Schwerpunkt Asien. 1953 im thüring-ischen Obermaßfeld geboren entdeckte er schon als Schüler seine Leidenschaft für das Fotografieren. Im Iran war er im Oktober 2018. Das Nebeneinander von streng gläubigen Schiiten und westlich inspirierten jungen Iranern hat er sehr lebendig eingefangen. Die spontane Momentaufnahme im urbanen, öffentlichen Raum ist seine Vorliebe. Sie wird der Street Photography zugeordnet. In Isfahan hat er das ausge-trocknete Flußbett des Zayandehrud mit den nutzlos gewordenen Tretbooten dokumentiert. Navid Kermani beschreibt diesen Wadi als „Skelett, eine lange, nicht enden wollende Aneinanderreihung von Knochen.“ Mit dem lebensspenden Wasser hat ihn Wolf Beyer im April 2013 aufgenommen mit Blick auf die Khajoo Brücke aus dem 17. Jahrhundert. Beyer ist begeisterter Amateurfotograf und war in über 60 Ländern unterwegs. 1942 in Erfurt geboren hat er in Weimar technische Gebiets-, Stadt- und Dorfplanung studiert. In Potsdam war er seit 1990 u.a. im Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung tätig. 2003 bis 2011 als Berater im Auftrag der EU in Rumänien. Seine Porträts aus dem Dorf Abyaneh zeigen Frauen in der traditionellen Tracht mit dem Rosenmuster und Studentinnen der Informatik mit Kopftuch und langen Kleidern.
Nicoletta Torcelli, Kunsthistorikerin aus Freiburg und bei ARTE als Redakteurin tätig, hat sich 2015 und 2017 im Iran die aktuelle Kunstszene angesehen. Dabei sind sehr stimmungs-volle Momentaufnahmen des so widersprüchlichen Landes entstanden. Im Kunstraum c/o Waschhaus Potsdam hat sie 2017 die Ausstellung „possible worlds“ mit iranischen Künstler*innen kuratiert.
Die in München 1968 geborene Beatrice Minda hat sich bei ihren Erkundungsreisen Privathäusern gewidmet. „Ich beschäftige mich immer wieder mit dem Verhältnis von privatem Raum, Erinnerung und Geschichte. Dabei erkunde ich die Beziehung der Menschen zu den sie umgebenden Räumen und stelle diese in ihrem gesellschaftspolitischen Zusammenhang dar.“ (Katalog Brandenburg Kunstpreis 2012) Wie in einen Dornröschenschlaf versunken wirkt der lichtdurchflutete Raum, mit „Korsi“ betitelt. Dieses persische Wort beschreibt eine Art Heiztisch. Unter ihm stand ursprüng-lich ein Becken mit glühenden Kohlen um die Sitzenden zu erwärmen. Dadurch wurde nur dort geheizt, wo sich die Menschen aufhielten. Unter der großen Decke war eine heimliche Berührung der Füße möglich und blieb im Verborgenen. Beatrice Minda hat in München Kunstgeschichte und in Münster und Berlin an der Kunstakademie bzw. Hochschule der Künste (heute UdK) studiert. 1997 schloss sie ihr Studium bei Prof. Katharina Sieverding ab. Mehrere Stipendien führten sie nach Paris. Schwerpunkt ist die künstlerische Fotografie. In dieser Reihe Städteporträts stehen diesmal Amateurfotografie und professionelle Fotografie mit etwa 35 Aufnahmen nebeneinander, um möglichst viele Facetten der Islamischen Republik zu zeigen.
Angelika Euchner, Mitte Juni 2020
13. Juni bis 18.Juli 2020
Mi-Fr 15 -18 Uhr und Sa 12–16 Uhr
0178-6028210 aeuchner@mail.de
a|e GALERIE Angelika Euchner
Charlottenstraße 13, 14467 Potsdam
voraussichtlich Anfang Juli und Vortrag einer iranischen
Aktivistin. Coronabedingt leider schwer zu organisieren.