

HIROSHIMA MON AMOUR - FUKUSHIMA FOTOGRAFIE
17. Februar bis 17. März 2021
Büro-Öffnungszeiten: Mi-Fr 15-19 Uhr und Sa 12-16 Uhr
Vorwort und statement zum Nachdenken:
Als eine „Permanenz des Ausnahmezustandes“ (wird Walter Benjamin zugeschrieben) kann dieser unendliche Lockdown mit geschlossenen Kultureinrichtungen beschrieben werden. Vorbildlich hatten sich gerade Museen, Kunstvereine und Galerien an alle AHA-Maßnahmen vor dem 1. November 2020 gehalten. Viele Ausstellungen mussten gleich nach der Eröffnung wieder schließen oder wurden abgesagt. Diese Orte sind KEINE HOTSPOTS. Jetzt zeigt sich, dass Kultur in allen 16 Bundesländern nur eine schwache Lobby hat. Staatliche Geldspritzen sind ein Armutszeugnis und haben die Alibifunktion man täte etwas für den Kulturbetrieb und vor allem für die Kunst-Kultur-Produzenten. Zwischen Apathie und Aggression lassen sich Projekte aber nur schwer realisieren, wenn sie keine Öffentlichkeit und somit keine Kommunikations-plattform haben. Flachbildschirmangebote mit Bastelanleitungen von Künstlern und live-streaming aus menschenleeren Museen mögen kreativ sein, ersetzen aber das Miteinander und gemeinsame Erleben in Räumlichkeiten nicht. Die psycho-sozialen Langzeitwirkungen sind unabsehbar.
HIROSHIMA MON AMOUR - FUKUSHIMA
Marguerite Duras schrieb die Dialoge „Hiroshima mon amour“ zum Drehbuch von Alain Resnais erstem Spielfilm 1957, zwölf Jahre nach dem Atombombenabwurf auf Hiroshima und Nagasaki. Ein Japaner und eine Französin verbringen eine kurze, leidenschaftliche Zeit miteinander und sprechen von Erinnern und Vergessen in Bezug auf diese Katastrophe, die etwa 190 000 Menschenleben in 9 Sekunden vernichtete. Neben dem kriegerischen Einsatz von Radioaktivität sprechen wir von „friedlicher Kernenergie“, wenn sie in AKWs produziert wird. Der Physiker Hideto Sotobayashi hält „friedlich“ für den falschen Begriff. Er hat als 16-Jähriger den Abwurf auf Hiroshima überlebt. Deshalb wurde er geächtet. Er war ein „Hibakusha“ (Atombombenopfer). Die Desaster von Tschernobyl im April 1986 und im März 2011 in Fukushima mit ihren Langzeitfolgen stellen die „friedliche“ Nutzung in Frage. Angelika Euchner nimmt 10 Jahre Fukushima und 35 Jahre Tschernobyl zum Anlass und lädt alle ein, sich mit einem komplexen Thema auseinander zu setzen. MEGUMI FUKUDA (geb. 1976 in Hiroshima www.megumifukuda.de) lebt und arbeitet dort. Sie zeigt „Eternal Garden“ von 2003/2004. Den Garten ihres Großvaters hatte sie mit 500 künstlichen Tulpen bestückt. Was ist Wandel und was ist Ewigkeit in einem Garten? Ihr Großvater war 32 Jahre alt im August 1945. Auch er ist ein „Hibakusha“. Er hat als Stadtgärtner gearbeitet. Fukuda hat 1999 in Hannover bei dem Bildhauer MAKOTO FUJIWARA (1938-2019) studiert. Er führt uns nach Potsdam zum Hiroshima-Nagasaki-Platz in Babelsberg. Dort befand sich die Villa, in der der damalige US-Präsident Harry S. Truman 1945 während der Potsdamer Konferenz weilte. Hier hat er am 25. Juli 1945 den Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki angeordnet. Makoto hat eine Gedenkstätte geschaffen mit Steinen aus den beiden Städten und einem 35 Tonnen schweren Syenit-Steinblock aus Norwegen. Kurz vor der Einweihung hatte ANDREAS MEICHSNER (geb. 1973 in Hannover www.andreasmeichsner.de) die Gestaltung des Platzes am 20. Juli 2010 fotografisch dokumentiert. Auch er war ein Student von Makoto 2001 in Hannover gewesen. Im Februar 2021 hat Angelika Euchner den Potsdamer Fotografen KLAUS D. FAHLBUSCH (geb. 1953 in Obermaßfeld/Thüringen www.fahlbusch.com) gebeten, den jetzigen Zustand der Gedenksteine zu dokumentieren. Dafür haben sie gemeinsam die Inschriften behutsam gereinigt. Es stellte sich heraus, dass Fahlbusch 2014 in Tschernobyl gewesen war. Sein Foto eines zerstörten Konzertflügels in einem Musiksaal wirkt wie ein dunkles Mahnmal. Die grün-gelbliche Wandfarbe wirkt unangenehm und suggeriert uns Radioaktivität, als ob sie hier sichtbar wäre.
Den Alltag nach der Katastrophe von Tschernobyl und die Geister-stadt Prypjat hat ANDREAS MÜLLER (geb. 1974 in Brühl/Rheinland www.andreasmueller-fotografie.de) in seinem Foto-Reisetagebuch 2006 sehr sensibel und eindringlich beobachtet.
Am 11. März 2011 lösten Erdbeben und Tsunami den GAU im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi aus. ANDREAS B. KRUEGER (geb. 1982 www.andreasbkrueger.com) in Paris arbeitend, war mehrmals in der Umgebung von Fukushima, erstmalig schon Ende März 2011 und hat die Veränderungen in seinem „Tohoku Coast“ Workbook festgehalten. Das leere Gewächshaus steht als Kontrapunkt zu Megumi Fukudas blühendem „Eternal Garden“. Das niederländische Künstlerpaar ROBERT KNOTH & ANTOINETTE DE JONG (geb. 1963 und geb. 1964 www.knothdejong.com) aus Amsterdam hat die sich veränderten, menschenleeren, kontaminierten Landschaften fotografiert und gefilmt. In ihrem Künstlerbuch „Tree and Soil“ kombinieren sie ihre Ergebnisse mit japanischen Farbholzschnitten aus dem 18. und 19. Jahrhundert, wobei die „yokai“ als Dämone eine besondere Rolle spielen. Pflanzenmotive des Naturforschers Philipp Franz von Siebold werden ebenfalls miteinbezogen. Er hatte Japan Mitte des 19. Jahrhunderts mehrmals bereist und sich in der Nähe von Nagasaki aufgehalten, um dort die Flora zu studieren. Das Nebeneinander des Schönen und des Schrecklichen und die Bedeutung der Natur in der japanischen Kultur veranschaulicht „Tree and Soil“ auf eindrucks-volle Weise. Aus Tokio erhalten wir noch 2 Plakate von 2011 von Susumu Endo und von 2017 von Kenya Hara. Sie gehören zu der Serie „Hiroshima Appeals“. Diese hatte Angelika Euchner im Designforum, Wien im August 2020 entdeckt (www.jagda.or.jp ).
Angelika Euchner Februar 2021
Angelika Euchner dankt den Mitarbeitern und der Bibliothekarin des Japanisch-Deutsches Zentrum Berlin für die Zusammenarbeit und unkomplizierte Buchausleihe. Klaus D. Fahlbusch hat die Ausstellung technisch begleitet. Ein großes Dankeschön an ihn.
Hiroshima mon amour – Fukushima Fotografie 37 Exponate
Megumi Fukuda, Andreas Meichsner, Andreas Müller, Klaus D. Fahlbusch, Robert Knoth & Antoinette de Jong und Andreas B. Krueger
Ausstellungsdauer: 17. Februar bis 17. März 2021
Öffnungszeiten sind Galeriebürozeiten. Bitte Termine machen!
Für Vergessliche gibt es FFP-2 Masken gegen eine kleine Spende. Mittwoch bis Freitag von 15 bis 19 Uhr
Samstag von 12 bis 16 Uhr und nur nach telefonischer Vereinbarung
Charlottenstraße 13, 14467 Potsdam
Tel: 030-803 49 35 | 0178-6028210 | aeuchner@mail.de
www.ae-galerie.de ___________________________________________________
In der „Dependance“ der a|e Galerie im Potsdamer Kunstverein PKV, in deren Galerie Gute Stube wird „Peter Rohn Küchenrollenbilder Malerei“ bis 1. März 2021 gezeigt. Bitte dort anfragen, ob eine Besichtigung möglich ist. Thomas Kumlehn 0157-32644646 www.potsdamer-kunstverein.de Charlottenstraße 121, 14467 Potsdam (siehe potsdamlife 1/2020)